Promotion

Das Alt-Katholische Seminar bietet in Kooperation mit der Philosophischen Fakultät die Möglichkeit, im Fach „Religionstheorie, interkonfessioneller und interreligiöser Dialog“ ein Promotionsstudium zu absolvieren.

Im Rahmen der Promotion verfassen unsere Doktorand*innen eine Dissertation – eine wissenschaftliche  Arbeit, die einen selbständigen und beachtlichen Beitrag zur theologischen Forschung darstellt. In einer mündlichen Prüfung stellen sie unter Beweis, dass sie über die einschlägige Theorie- und Methodenkompetenz verfügen und auch in fachübergreifendem Bezug anwenden können. Hierfür bekommen sie den höchsten akademischen Grad verliehen, den Doktor (Dr. phil.).

Hier erhalten Sie Informationen zum Promotionsstudiengang und zur Promotionsordnung.


Aktuelle Promotionsprojekte


Zwischen Tradition und Moderne. Das alt-katholische Kirchenrecht in Deutschland als Ausdruck einer lebendigen Kirche (Robert Geßmann)

Das Promotionsprojekt widmet sich der systematischen Erarbeitung des alt-katholischen Kirchenrechtes und deren Rezeption und Adaption in der Geschichte der Alt-katholischen Kirche Deutschlands. – Während der alt-katholischen Kirchwerdung ab 1871 berief man sich bei der Diskussion und Ausarbeitung eines eigenen Kirchenrechts einerseits auf die „alte, ungeteilte Kirche des ersten Jahrtausends“, knüpfte andererseits aber auch an Errungenschaften der Aufklärung und des Liberalismus an. Lag darin nicht ein Widerspruch? Welche Einflüsse hat Friedrich von Schulte (1827–1914), der „Vater“ des alt-katholischen Kirchenrechts, für seinen Entwurf der ersten Synodal- und Gemeindeordnung (SGO) aufgegriffen? Wie prägt all dies das alt-katholische Kirchenrecht bis heute? Anhand dieser Fragen sollen von der 1873/74 verabschiedeten Fassung der SGO bis zur gegenwärtigen wesentliche Entwicklungslinien verfolgt und einer kritischen Würdigung unterzogen werden.


Alt-katholische Erstkommunionkatechese (Anja Goller)

In allen alt-katholischen Gemeinden wird das Fest der Erstkommunion gefeiert, und die Kinder (nur selten handelt es sich um Erwachsene) werden auf die eine oder andere Weise darauf vorbereitet. Die Literatur, die für diese Vorbereitung zu finden ist, spiegelt jedoch die Situation alt-katholischer Gemeinden nicht wider. Das Promotionsprojekt stellt ausgehend von einer Situationsanalyse der alt-katholischen Gegebenheiten die Frage, welche Modelle der Erstkommunionkatechese für alt-katholische Gemeinden passen bzw. wie ein mögliches alt-katholisches Modell aussehen könnte.


Hyperbolische Wahrheitsansprüche? Eine phänomenologische Untersuchung über die Möglichkeiten und die Tragweite der Wahrheitsansprüche in der religiösen Überschusserfahrung (Juraj Sücker)

In meinem Promotionsprojekt gehe ich die Frage nach der Wahrheit in der Religion aus der spezifisch phänomenologischen Betrachtungsweise an. Laut den mittlerweile klassischen phänomenologischen Theorien handelt es sich bei der sogenannten religiösen Erfahrung um eine Art Überschusserfahrung. Sie zeichnet sich durch ihre Struktur gegenüber anderen Erfahrungsweisen aus. Da sich aber die Wahrheits- und Evidenzmöglichkeiten je nach dem Erfahrungstypus unterscheiden, stellt sich die Frage, wie sich die Wahrheit in der hyperbolischen (bzw. Überschuss-) Erfahrung konstituiert. Was sind ihre Bedingungen und Grenzen? Welcher Wahrheitsbegriff kann in diesem Kontext sinnvoll gebraucht werden? Kann man die Wahrheitsansprüche rechtfertigen, die sich oft im Zusammenhang mit der Religion erheben? Ich gehe diesen Fragen ausgehend von Edmund Husserl und seinem Wahrheitsbegriff nach. Anschließend untersuche ich die Theorien der Überschusserfahrung bei Bernhard Waldenfels und Jean-Luc Marion, wobei hier besonders die Möglichkeit der Wahrheitskonstitution und die darin implizierten Wahrheitsbegriffe in den Fokus kommen. Diese Betrachtungsweise wird durch die hermeneutische Position von Paul Ricœur ergänzt. Anhand dieser Auseinandersetzung wird ein tragfähiges Konzept der Wahrheit in der hyperbolischen Erfahrung erarbeitet. Im letzten Schritt soll die Anwendung meiner Theorie innerhalb der Sakramententheologie gezeigt werden.


Wahrnehmen und begegnen: Sehnsucht als Lebensraum – eine spirituelle Spurensuche (Thomas Walter) 

Wenn die Sehnsucht eine prägende und bestimmende Lebenskraft ist und sich in ihr letztlich die Suche nach dem Urgrund der Existenz zeigt, dann muss die Frage wie ich diesem Urgrund begegnen kann, von der Sehnsucht her gestellt werden. Wenn sich dieses Suche nach diesem Urgrund als unbestimmte Sehnsucht nach Mehr zeigt und diese Sehnsucht eine eigentlich unstillbare Kraft ist, dann kann es nicht darum gehen nach Wegen und Mitteln zu suchen, diese Sehnsucht zu stillen. Vielmehr geht es darum, die Sehnsucht als Lebensraum zu erschließen, so dass darin eine Begegnung mit der tiefen und grundlegenden Wahrheit des Daseins möglich wird, die im christlichen Glauben Gott genannt wird und die in anderen Religionen unterschiedliche Namen trägt. Diese Begegnung soll auch Menschen zugänglich sein, die nicht oder nicht mehr in den herkömmlich tradierten Symboliken der verschiedenen Religionen beheimatet sind. Eine solche Erschließung der Sehnsucht als Lebensraum – methodisch angesiedelt am Schnittpunkt zwischen philosophischer Phänomenologie und Pastoraltheologie – steht im Kontext der Mitgeschöpflichkeit des Menschen. Geprägt wird dieser Raum also von der Erfahrung als Mensch ein Teil der Schöpfung zu sein, die gegeben ist.